Kolumbien – zwischen Kaffee, Bananenbäumen und 60 Meter hohen Plamen
Dauer: 2 Wochen
Monat: März
Route: Bogotá – Pereira – Salento
Verkehrsmittel: Flugzeug & Bus
Kolumbien ist ein Land an der Nordspitze Südamerikas. Seine Landschaft ist von Regenwäldern, den Anden und zahlreichen Kaffeeplantagen geprägt. Kolumbien ist mit über 50 Millionen Einwohnern der zweitgrößte Staat Südamerikas und grenzt sowohl an den Pazifischen Ozean als auch an das Karibische Meer und auf dem Festland im Nordwesten an Panama, im Osten an Venezuela, im Südosten an Brasilien, im Süden an Peru und im Südwesten an Ecuador. Der Landesname ist von Christoph Kolumbus abgeleitet.
Das Land ist geprägt von seinem Jahrzehnte andauernden bewaffneten Konflikt und dementsprechend war das Entsetzen meiner Eltern groß, als ich verkündete mit einer Freundin backpacking durch Kolumbien zu machen. Sie waren geschockt dass ich mich freiwillig in das Land der Drogenkriege, Guerillakämpfer und Entführungen begebe. Aber all das stimmt heute zum Glück nicht mehr. Bis vor wenigen Jahren war Kolumbien vor allem durch die Gewalt im Bürgerkrieg und im Zusammenhang mit dem Drogenhandel bekannt, an Tourismus war in dieser Zeit kaum zu denken. Nachdem die großen Drogenkartelle zerschlagen wurden und Friedensverhandlungen 2016 begannen, wandelte sich das Land jedoch stark und gehört mittlerweile zu den beliebtesten Reisezielen in Südamerika. Wie überall sollte man aber natürlich mit gesundem Menschen Verstand unterwegs sein, nachts nicht in dunklen Ecken der Städte unterwegs sein, auf der Straße nicht mit Handy oder großer Kamera herumwedeln und auf die Empfehlungen der Einheimischen hören. Wir hatten zu keiner Zeit Angst oder haben uns unsicher gefühlt.
Mich hat die Vielfältigkeit Kolumbiens wirklich in ihren Bann gezogen. Es ist ein riesiges Land und bietet Individual-Reisenden alles, was man sich wünscht: Strand, Dschungel, Berge, Großstädte, kleine Orte, in die sich nur selten Touristen verirren und ein gut ausgebautes Busnetz, das einen zuverlässig von A nach B bringt.
Allgemeines zu Kolumbien
Besonders toll war das Essen und Trinken in Kolumbien: Arepas (Maisfladen als Beilage oder gefüllt als Snack), Bunuelos (frittierte Teigbälchen), Pandebono (Käsebrötchen auf Maismehlbasis) und einfache Gerichte wie Reis mit Hühnchen, gegrilltes und vor allem der unglaublich leckere Kaffee!
Wir hatten auch den Eindruck, dass Deutsche generell sehr gerne gesehen werden (vermutlich weil sie viel Geld ins Land bringen?). Klar, teilweise wurden wir schräg angestarrt, vor allem von Männer – die weißen, Mädchen mit Sommersprossen. Und in einem kleinen Lokal hatten wir das lustiges Urlaubserlebnis: Der Besitzer quatschte mit uns und als wir sagten dass wir Deutsche sind, spielte er auf YouTube die Deutsche Hymne ab! Wir waren hin und her gerissen zwischen Scharm, Belustigung und Ehre. Sehr seltsames Erlebnis 😉
Stop #1: Bogotá
Bogotá ist wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Kolumbiens und Hauptstadt des Landes und dementsprechend der Verkehrsknotenpunkt sowie wichtigstes Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes mit Universitäten, Hochschulen, Museen und Baudenkmälern.
Die Stadt ist mit rund 7 Millionen Einwohnern auch die größte Stadt des Landes und liegt in der Hochebene der Anden auf 2640 Metern am Fuß der zwei Berge Guadalupe (3317m) und Monserrate (3152m). Und diese Höhe spürt man auch, sobald man sich etwas körperlich betätigt. Bogotá gilt Großteiles als Sicher, aber wie überall kommt es natürlich auf die Gegend an. Es empfiehlt sich daher sich ein Hotel in der als sehr sicher geltenden Zona Rosa zu suchen und sich nach Möglichkeit auch abends bei Dunkelheit in dieser Gegend aufzuhalten. Dort gibt es viele Restaurants, Bars, Clubs und seiner Reputation als besonders sicherer Stadtteil ist dies die perfekte Basis.
Angekommen in Bogotá war eines sofort klar: Die Stadt ist natürlich ganz anders als unsere mitteleuropäischen Städte, laut, bunt, dreckig, alte kleine Häuser in den Bergen und überall Obststände, streunende Hunde und unzählige Menschen und Plamen auf den Straßen. Wir versuchten so viel wie möglich zu Fuß zu erkundigen, um das Leben voll aufzusaugen, da die Strecken aber teilweise sehr weit sind, musste auch manchmal der Bus oder ein Uber herhalten.
Achtung: Mit einem Uber fahren ist in Kolumbien illegal! Offiziell – denn es macht trotzdem jeder und die App funktioniert einwandfrei. Man wird jedoch vom Fahrer gebeten, sich auf den Beifahrersitz zu setzen und nicht auf die Rückbank, um Polizisten den Eindruck zu vermitteln, man wäre befreundet. Zudem fragt der Fahrer nach dem Namen, nennt seinen und bittet dich, sich bei einer Kontrolle als alter Kumpel auszugeben, der auf Besuch ist. Sehr amüsant, als ob jemand ernsthaft glauben würde, zwei Blonde deutsche Mädchen in ihren zwanziger hätten einen 50-jährigen Kumpel aus Bogotá 😉 Aber gut, wir wurden nie kontrolliert. Auf den Flughafen trauen sich die Uber allerdings nicht, sie lassen einen ein paar Fußminuten entfernt aussteigen.
Mit dem Bike durch die Stadt
Um diese riesige Stadt zu erkunden haben wir am ersten Tag direkt eine geführte Biketour unternommen, de wirklich sehr gut war und man konnte viele spannende Einblicke gewinnen. Wir sind durch das Rotlichtviertel gefahren, das man alleine auf keinen Fall besuchen sollte, stoppten, um in einem Hinterhof in einer großen Halle Tejo zu spielen (Spiel der Arbeiterklasse, bei dem man ein Gewicht auf eine mit kleinen Sprengstoffplättchen präparierte Lehmplatte werfen muss – der Lärm ist ohrenbetäubend, aber lustig). Wir haben uns bei einem kleinen Markt durch alle möglichen Frucht- und Gemüsesorten gekostet und viel über die Geschichte des Landes, die vielen toten Regimekritiker, denen in der Stadt mit Denkmälern und Graffitis gedacht wird, gelernt. Am Ende gab es einen Stopp bei einem süßen, idyllischen Kaffeehaus mit einer eigenen kleinen Rösterei. Sehr lecker und vor allem zaubern die Barista die schönsten Bilder auf den Café.
Noch mehr über die Geschichte Kolumbiens haben wir bei der Graffiti Walking Tour am nächsten Tag erfahren, die uns quer durch die Innenstadt führte.
Am nächsten Tag ging es mit der Seilbahn auf den 3.152 m hohen Berg Monserrate, von dort ais man den besten Panoramablick auf die riesige Stadt hat. Die Kirche mit dem Schrein des „Gefallenen Jesus“ ist ein beliebter Wallfahrtsort für die Kolumbianer und der Berg ist generell sehr schon, lieblich und gut gepflegt.
Stop #2: Pereira
Pereira ist eine kolumbianische Gemeinde am westlichen Fuß der Zentralkordilleren, etwa in der Mitte des „Goldenen Dreiecks“ zwischen den größten kolumbianischen Städten Bogotá, Medellín und Cali. Pereira, mit rund 470.000 Einwohnern, ist das Finanzzentrum von Kolumbiens Kaffeanbau-Region und gleichzeitig der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge. 2011 wurde die Stadt zudem zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
Pereira fanden wir nicht besonders schön, sehr heruntergekommen und teilweise etwas gefährlich wirkend. Aber wie gesagt, ein sinnvoller Zwischenstopp für die Weiterreise ins Kaffeegebiet.
Stop #3: Salento
Inmitten des Kaffee-Dreiecks – der Zona Cafetera – und eingebettet in grüne Hügel, liegt eines der buntesten Kolonialdörfer Kolumbiens: Salento. Bekannt für seine Kaffeeherstellung, die malerischen, bunten Straßen und natürlich auch für das Valle de Cocora mit seinen Wachspalmen. Der Ort mit rund 7.100 Einwohnern ist an sich schon sehenswert, bietet aber eben auch eine gute Basis für Ausflüge in die einzigartige Natur. Kein Wunder also, dass Salento bei Touristen immer beliebter wird, über eine Million Touristen strömen pro Jahr in den Ort. Der wichtigste Wirtschaftszweige neben dem Tourismus und natürlich die Landwirtschaft, angebaut wird vor allem Kaffee.
Viele Kolumbianer kommen selber nicht in den Genuss von gutem Kaffee. Der Großteil des guten Kaffees wird tatsächlich exportiert – nach Europa, Australien, Nordamerika und Asien.
Im Zentrum liegt der Hauptplatz Plaza Bolívar mit der Kirche Nuestra Señora del Carmen. Von dem Platz geht die Calle Real ab, an der sich die meisten alten Häuser und viele Geschäfte befinden. Das typische Essen Salentos ist Forelle aus dem Cocora-Tal, serviert auf dünnen Patacones (Kochbananen). Eines des bekanntesten Cafés is Salento ist „Jesus Martin“ mit seiner eigenen kleinen Rösterei direkt im Zentrum.
Die einfachste und schönste Art Salento zu erkunden ist durch die bunten Straßen zu wandern. Es gibt zahlreiche kleine Shops zum Stöbern und am zentralen Marktplatz lässt es sich sehr gut mit einem Kaffee aushalten, um das Leben dort zu beobachten. Was in Salento ebenfalls auffällt: überall findet ihr kleine Künstlershops, wo man allerlei handgefertigte Dinge kaufen kann.
Wir übernachteten in Salteno bei dem süßem Hostel „Casa la Eliana“.
Kaffeeplantagen
Nur wenige Fußminuten von dem Hostel entfernt ist die Kaffee Farm „Finca Don Eduardo“. Ein Brite im mittlerem alter hat die Farm vor vielen Jahren gemeinsam mit seiner einheimischen Frau gekauft. Die Tour auf der Farm war unglaublich toll, ein Naturschauspiel seines Gleichen.
Kolumbien ist eines der Länder mit dem größten Kaffeeexport und berühmt für seine Kaffeeanbau-Region und Salento ist auf jeden Fall ein Ort, wo man bei einer Kaffeetour alles Wissenswerte über dieses beliebte Getränk erfährt. Hier lernt man, wie Kaffee angebaut wird, wie er geröstet wird, was guten von schlechtem Kaffee unterscheidet und worin das Geheimnis des kolumbianischen Kaffees liegt. Bei der Kaffeetouren bekommt man die Möglichkeit sich die Kaffeefarmen und -felder anzugucken, seine eigenen Bohnen zu pflücken und dann den Weg der Bohne bis zum fertigen Kaffee zu beobachten. Und am Ende natürlich probieren! Mega lecker!
Zudem ist die Farm sehr schön gelegen, in Mitten von Bananen – und Papayabäumen. Ich habe zuvor noch nie live Bannenbäumen gesehen, die hängenden grünen Bananen machen wirklich ein faszinierendes Bild.
Valle de Cocora
Eine der Hauptgründe für einen Besuch in Salento ist auch die beeindruckende Landschaft drum herum, besonders das Valle de Cocora. Das Tal ist bekannt und berühmt geworden als Heimat der größten Palmen der Welt: die Wachspalmen. Ab Salentos Hauptplatz fahren mehrmals täglich die offenen Jeep Willys zum Palmental, von dort führt einen die lange Wanderung durch grüne Wiesen, nebelige Wälder bis hin zu einer Hütte mit Hunderten von Kolibris. Zwischendurch wird man mit beeindruckenden Aussichten auf das Tal mit seinen herausstechenden Wachspalmen belohnt. Diese Landschaft wirkt mit seinen riesigen Palmen inmitten der grünen Hügel und eingehüllt in Wolken und Nebel so surreal und faszinierend zugleich. Jede Abschnitt bietet andere Naturschönheiten, die Vielfältigkeit ist unglaublich.
Von Salento ging es dann mit dem Bus rund eine Stunde zurück nach Pereira. Die Busfahrt bzw. schon der Ticketkauf waren sehr abenteuerlich: Die Busstation von Salento ist sehr klein, mitten im Nirgendwo und plötzlich arbeitet im Ticketschalter ein Mann, der recht gut Deutsch sprach, was für ein Zufall. Die Busse sind älter und entsprechend bei weitem nicht dem Deutschen Standard, zudem war während der ganzen Fahrt die Fahrertür komplett offen und unsere Backpacks lagen direkt auf der Bank hinter dem Fahrer – wir zitterten die komplette Stunde, ob nicht doch bei der nächsten Kurve die Rucksäcke aus dem Bus fallen 😉 Die Gegend war jedoch wunderschön, viele Serpentinen mit vielen kleine Dörfern und voller blühender Natur!
Hotel Tipps Kolumbien:
Bogotá:
Hotel Le Manoir – schönes Hotel in einer guten, sicheren Gegend der Zona Rosa.
Pereira:
Hotel Ayenda 1136 – Für ein oder zwei Nächte völlig ok. Sauber, sehr zentral, inkl. Frühstück. Unter den Hotel ist allerdings ein Festsaal, wo ausgerechnet in der einen Nacht, in der wir dort waren das sog. „Fiesta de quinceañera“ war. In einigen Gebieten Lateinamerikas der 15. Geburtstag von Mädchen völlig anders gefeiert als all ihre anderen Geburtstage. Die Feier ehrt den Übergang der 15-Jährigen vom Kind zur Frau.
Salento:
Hostel Casa la Eliana – ein wunderschönes Hostel mit Garten, Hängematten, leckerem Essen und gut gelegen. Wir hatten trotz Hostel ein Doppelzimmer. Sehr sauber, lieblich eingerichtet und eine mega moderne Dusche 😉